Wie finde ich einen guten Coach?

Na sind wir einmal ehrlich. Sie erwarten doch nicht von mir, ein neutrales Urteil auf diese Frage abzugeben, oder? Klarerweise bin ich der Meinung, dass ICH ein guter Coach bin und dass Leute die eine ähnliche Haltung, Einstellung und Methodik haben wie ich, ebenfalls zumindest annähernd so gut sind. Ich versuche aber zumindest ein paar begründete Argumente zu präsentieren, die für die Qualität von Coaches oder auch Therapeut:innen spricht.

Den ersten Punkt leite ich mal mit der Negation der Frage ein: Was ist KEIN Unterscheidungskriterium für Qualität? Das ist aus meiner Sicht und der Sicht der aktuellen Psychotherapieforschung die sogenannte „Schulenorientierung“ also die Ideologie nach der jemand ausgebildet wurde. Mit Ausnahme einer veralteten Sicht auf die Psychoanalyse (und das ist meine höchst persönliche Meinung) sind alle in Österreich zugelassenen Psychotherapierichtungen grundsätzlich mit aktuellen Forschungsergebnissen aus der Psychotherapieforschung, der Psychologie und der Hirnforschung kompatibel, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen.

Flexibilität, Multimethodik, Kreativität und Multiperspektivität

Was aber sehr wohl ein sehr relevantes Kriterium ist, ist wie die einzelnen Professionisten mit diesen Ideologien umgehen. Verwechselt die Person diese Ideologie mit der Wahrheit? Ist sie dogmatisch und rigide? Gute Vertreter dieser Branchen arbeiten hauptsächlich eklektisch, sind sich der Schwächen und Vorteile der einzelnen „Schulen“ bewusst und handhaben sie pragmatisch. Sie haben oft mehrere unterschiedliche Ausbildungen und können so Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Erklärungsmodellen begegnen. Das sind oft Personen, die in ihren eigenen Kirchen, also den Ausbildungsvereinen, nicht besonders geschätzt werden, da sie nicht mehr die einzig wahre Lehre vertreten, also Häretiker vor dem Angesicht jener sind, die meinen die Wahrheit erkannt zu haben. Diese Art der Flexibilität merkt man auch in der Anwendung der Methoden. Fragen Sie doch einmal ihren Coach oder ihre Therapeutin was Sie niemals mit einem Klienten machen würde. Dann bitten Sie um eine Begründung für diese Aussage. Ist die Antwort schlüssig oder das Ergebnis einer rigiden „Das tut man nicht!“ Haltung? Wirkt die Person durch diese Frage verstört?


Ein solches Gespräch könnte wie folgt ablaufen:
K: „Was würden Sie mit einem Klienten niemals tun?“ (Meist kommen hier noch ein paar Konkretisierungsfragen bzw. Versuche die Antwort zu vermeiden. Drückt sich jemand tatsächlich um eine Antwort, rate ich schon einmal zu einem Wechsel. Denn ich finde man hat als Klient:in eine Antwort verdient.)
T: „Mit einem Klienten sexuellen Kontakt haben!“
K: „Warum?“
Hier geht es jetzt darum auf welchem Antwortniveau geantwortet wird. Eine Antwort, die für mich ziemlich unbefriedigend wäre, ist beispielsweise „weil es unprofessionell wäre.“ oder „weil es gegen die Richtlinien für den Beruf verstößt“. Das ist abstrakt bzw. oberflächlich. Es ist die Kategorie „Vorschrift ist Vorschrift“. Eine bessere Antwort wäre: „Weil es schlecht für den Klienten wäre“ Hier kann man getrost nochmal mit „Warum“ um eine weitere Begründung nachfragen.
In einer guten Antwort klärt die Berater:in über das spezielle Setting auf, und erklärt, warum ein professionelles Setting für die Arbeit wichtig ist und was man darunter versteht. Es geht also nicht um irgendwelche Vorschriften, sondern um wohlüberlegte und begründbare Fragen der Nützlichkeit.
Zu solchen nicht hinterfragten Dogmen zählen auch Ideen, wie: Man darf als Berater:in keine Ratschläge geben, keine eigene Meinungen zu Themen haben usw. Für eine Übersicht über dogmatische Haltung, sie das Buch „Beratung ohne Ratschlag“ als abschreckendes Beispiel genannt.

Transparenz

Gute Vertreter der Branche erklären ihre Methoden. Wenn ich Klient:innen etwas anbiete, tue ich das aus der Überlegung einer Wirksamkeit heraus. Ich kann erklären was meine Absicht und die vermutete Wirkung ist. Klient:innen haben ein Recht das zu erfahren. In jedem anderen Fall hat die Beraterin/Therapeutin einfach keinen Plan oder sie hält sich für überlegen und „behandelt“ Klienten aus einer Position der vermeintlichen Überlegenheit heraus. Beides sind keine guten Merkmale für qualitativ hochwertige Therapie/Beratung.

Auftragsklärung

Gerade im therapeutischen Setting verzichten Professionisten oft auf eine detaillierte Auftragsklärung mit den Klient:innen (dort meist dann Patient:innen, also „Leidende“ genannt). Das liegt in der irrigen und überheblichen Annahme, dass es ja hier eine „Krankheit“ zu behandeln gilt, und man dementsprechend das Ziel schon kennt. Auch hier wird mit dem Klienten etwas intransparent gemacht. Klient:innen werden „behandelt“. Das ist schon im Bereich der klassischen defizitorientierten Medizin ein Anachronismus im Bereich der Therapie/Beratung zeugt es einfach von einem ziemlich ...nennen wir es beim Namen: dummen Zugang. Jedenfalls ist das ein guter Hinweis auf schlechte Qualität. In einem modernen Verständnis von Beratung/Therapie arbeiten Coach und Klient:in an Zielen, die gemeinsam vereinbart und festgelegt werden. Es ist einfach deutlich effektiver.

Fortschritte

Coaching, ja sogar Therapie hat ein Ziel. Es mag manchmal etwas dauern, aber wenn nichts weitergeht, schmeißen Sie ihr Geld zum Fenster hinaus. In einem guten Prozess sollte man also ab und zu anhalten und schauen ob man auf dem richtigen Weg ist.

Supervision

Nimmt ihre Coach/Therapeut:in selbst Supervision in Anspruch? Wie oft? Wenn nein…übel!

Fühlen Sie sich wohl? Immer?

Eine positive Beziehungsgestaltung ist wichtig. Sie liefert den Rahmen für hilfreiche Interventionen und bietet Sicherheit für nötige Veränderungsprozesse. Insofern ist sie ein Mittel zum Zweck. Es ist sehr wichtig, dass sie sich bei ihrem Coach/Therapeut:in gut aufgehoben fühlen und Vertrauen entwickeln. Wenn Sie sich also wohl fühlen, ist das ein gutes Zeichen. Der deutsche Psychotherapeut Rainer Sachse spricht von einem Beziehungskonto auf das man einzahlt. Doch eben nicht als Selbstzweck. Manchmal muss man von dem Konto abheben. Manchmal muss man aus der Komfortzone hinaus um Neues möglich zu machen, ungewohnte neue Verhaltensweisen auszuprobieren und Dinge tun, die man noch nicht so gut kann, um sie zu verbessern. Das ist dann meistens eben nicht nur von guten Gefühlen begleitet. Gibt es also in einer Beratung/Therapie niemals solche Elemente, wird es wohl auch wenige Fortschritte geben. Wenn sie nach einiger Zeit das Gefühl haben, sich sehr wohl zu fühlen aber gleichzeitig nicht den Eindruck haben, dass Sie Ihrem Ziel näherkommen, sind Sie bei einem „HappyPepi“-Coach gelandet. Das ist ziemlich bequem und fühlt sich gut an. Schließlich kann man ja sagen, dass man ja eh etwas tut... gleichzeitig tut es nie auch nur ein bisschen weh. Da Sie aber einen Deal abgeschlossen haben ein bestimmtes Ziel zu erreichen und das so nicht gelingen wird, fallen HappyPepi-Therapeuten bei mir in die Kategorie „qualitativ minderwertig“.

Vielleicht hat Ihnen dieser Text etwas geholfen Kriterien zu finden um eine gute professionelle Begleitung für Ihren Weg zu finden.

 

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