Theoretische Grundlagen und Integration

Gleich vorausgeschickt, nutzt Ihnen diese Seite wenig, wenn es Ihnen darum geht, persönlich glücklicher zu werden. Deshalb habe ich sie sozusagen "ausgelagert". Hier finden Sie die theoretischen Begründungen für meine Modelle, die keineswegs im luftleeren Raum existieren, sondern eine Integration und Zusammenführung zahlreicher sinnvoller Konzepte darstellt. Die "needs-happiness"-Theorie, also die Idee, dass Glück aus der Befriedigung von Bedürfnissen resultiert, liegen eine Reihe von theoretischen Überlegungen zugrunde bzw. integriert das Modell mehrere solche Theorien, die später im Metakompetenzmodell zur Persönlichkeitsentwicklung wieder aufgegriffen werden. Als Grundmodell nutze ich das Bedürfnisstrukturmodell von Abraham Maslow. Einige Schwächen des Modells hat schon Maslow selbst aufgezeigt und diese werden ebenfalls hier beschrieben. Vergessen Sie nicht, dass ein Modell eine in der Komplexität reduzierte Darstellung mit einem Erklärungsgehalt ist und eben keine Abbildung der Realität. Die nötigen Vereinfachungen können aber entsprechend benannt werden. Ein Modell zu kritisieren, weil es nicht dieselbe Komplexität hat wie die Realität, wie es einige Kritiker bei Maslows Modelltaten, ist dementsprechend nicht sinnvoll. Auch, wenn ich hier vordringlich auf psychologische Konzepte Bezug nehme, halte ich die Überlegungen mit aktuellen Erkenntnissen der Neurobiologie und der Evolutionsbiologie für kompatibel.

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Eine andere Darstellung der Bedürfnishierarchie  in Anlehnung an Krech, D./Crutchfield, R. S./Ballachey, E. L. (1962), Individual in society, Tokyo etc. 1962, S. 77 findet sich auf Wikipedia. Hier sieht man beispielsweise, dass sich das Sicherheitsbedürfnis über das gesamte Spektrum erstreckt. Zahlreiche andere Theorien beschäftigen sich mit menschlichen Bedürfnissen und können gut in Maslows Modell integriert werden. Wir haben schon Charlotte Bühlers vier Gründe für Glück kennengelernt und ich habe festgestellt, dass unter Nutzung von Maslows Modell alle diese als Bedürfnisbefriedigung abbildbar sind. Das Modell macht es möglich, alle unterschiedlichen Arten von Glück auf eine Grundlage zurückzuführen, so vielfältig sie auch erscheinen mögen.

Ich möchte hier die Zusammenhänge nachvollziehbar erklären. Außerdem möchte ich danach einige falsche Ansichten über Glück durch dieses Modell widerlegen.

Self-Determination Theory, SDT von Deci & Ryan

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Am Beginn der SDT stand die Erkenntis, dass klassische Belohnungs- und Bestrafungsmodelle viele empirisch beobachtbare Verhaltensweisen nicht erklären konnten. Richard M. Ryan und Edward L. Deci an der Universität von Rochester stellten fest, dass Personen, die für ein Verhalten belohnt wurden, manchmal weniger bereit waren, dieses zu zeigen, als wenn sie es ohne Belohnung taten. So wurden zwei Personengruppen untersucht, die Puzzles lösten. Die Kinder einer Gruppe wurden pro fertiggestelltem Puzzle mit einem kleinen Geldbetrag belohnt. In der klassischen Theorie müsste dies zu einem erhöhten Auftreten des gewünschten Verhaltens (Lösen der Puzzles) führen, doch das Gegenteil war zu beobachten. Wie wir vermutlich alle aus unserer eigenen Erfahrung wissen, macht es weniger Spaß Dinge zu tun, wenn der Wunsch, sie zu tun, nicht aus uns selbst heraus entspringt, sondern wenn man es uns von außen "aufträgt", sogar durch Belohnungen. Die sogenannte "extrinsische" Belohnung reduziert unsere "intrinsische" Motivation. Deci und Ryan untersuchten, welche psychischen Mechanismen diesem Effekt zugrunde liegen.

Dabei postulieren sie drei menschliche psychologische Grundbedürfnisse:

  • Kompetenz,
  • Autonomie,
  • soziale Eingebundenheit

Deci und  Ryan unterschieden physiologische von psychologischen Bedürfnissen. Doch auch diese Trennung ist sinnvoll, aber nicht so scharf, wie es scheint. Die beiden Forscher vertreten ebenfalls schon die Auffassung dass die Befriedigung dieser Bedürfnisse mit "Wohlbefinden" einhergeht. Die in der SDT genannten Bedürfnisse sind in dem Strukturmodell von Maslow leicht zu verorten. Während Kompetenz und Autonomie wohl großteils den Individualbedürfnissen zugeordnet werden können, verorte ich die soziale Eingebundenheit natürlich bei den sozialen Bedürfnissen, wobei alle auch Aspekte der Befriedigung des Sicherheitsbedürfnisses haben. Gerade für die Arbeitswelt haben die Erkenntnisse von Deci & Ryan wichtige Konsequenzen, belegen sie doch ein Menschenbild, das besagt, dass Menschen unter den richtigen Rahmenbedingungen aus sich heraus, also intrinsisch motiviert, Leistung erbringen. Wie wir am Ende dieser Seite sehen werden ist dies keineswegs selbstverständlich. In Wirtschaft und Politik dominieren nach wie vor triviele Belohnungs- und Bestrafungsmodelle.

Grundbedürfnisse nach Klaus Grawe

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Der deutsche Psychotherapieforscher Klaus Grawe (1943-2005) postulierte im Rahmen seiner Arbeiten vier psychologische Grundbedürfnisse:

  • Lust & Unlustvermeidung,
  • Bindung,
  • Orientierung & Kontrolle
  • Selbstwerterhöhung & Selbstwertschutz.

Hier sind aber einige Anmerkungen angebracht. Einerseits sind diese vier Kategorien nicht auf derselben Ebene angesiedelt. Das Bedürfnis nach Lust bzw. Unlustvermeidung ist tautologisch im Sinne, dass wir wollen, was gut ist, und gut das ist, was wir wollen. Weiters impliziert die Verbindung von Orientierung und Kontrolle, dass es sich um das Gleiche handelt. Tatsächlich muss man sinnvollerweise Orientierung und Kontrolle unterscheiden, da es sich um grundlegend andere Konzepte handelt, wie wir im Bereich der Kontrollpsychologie sehen werden. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft eine empirische Beobachtung, die allerdings schlecht abgesichert ist. Auch wenn der "Positivitybias", also die Selbstüberschätzung, gut belegt ist, trifft das nur selektiv zu. Was wichtiger ist, als sich selbst als "gut" wahrzunehmen, ist, sich zu "kennen". Es geht also eher um eine basale Bestätigung des Selbstkonzeptes und damit einer Stabilisierung des Selbstwertes als um eine Erhöhung desselben. Menschen kämpfen sehr intensiv darum, so zu sein, wie sie selbst glauben zu sein. Also auch dagegen, wenn man ihnen höhere Kompetenz zuschreibt als sie sich selbst. Hier bedarf es meiner Meinung nach noch genauerer und differenzierterer Forschung. Jedenfalls kann man Kontrolle und Selbstwertstabilisierung den Individualbedürfnissen zuordnen, Bindung den sozialen und Orientierung kann auch einen transzendenten Charakter haben.

 

Vier Grundformen der Angst von Fritz Riemann

Fritz Riemann war ein Psychoanalytiker, der 1961 sein Buch "Grundformen der Angst" publizierte, in dem er zwei grundlegend widersprüchliche menschliche Tendenzen beschreibt. Wohl geprägt durch seinen analytischen Zugang formuliert er seine Theorie höchst defizit- und krankheitsorientiert, was ich für bedauerlich halte, beschreibt er doch grundlegende menschliche Tendenzen, die wir wohl alle kennen. Ich werde hier eine positivere oder zumindest neutralere Formulierung wählen, nämlich die von Rieman formulierten, indem wir Ängste in Bedürfnisse übersetzen. Zweifellos sind Extremausprägungen bei den meisten psychischen Konstitutionen pathologisch, was aber keineswegs rechtfertigt, das ganze menschliche Spektrum so zu beschreiben. Wir alle kennen die Bedürfnisse die den beiden Achsen zugrundeliegen und die damit verbundenen inneren Konflikte. Die senkrechte Achse hat an einem Ende das Bedürfnis nach Stabilität, Dauer und Sicherheit und am anderen jenes nach Abwechslung, Anregung und Veränderung. Auf der horizontalen Achse finden wir das Kontinuum, das durch den Wunsch nach den Polen Bindung und Autonomie definiert ist. Wir allen wollen positive soziale Kontakte und Bindung. Wir wollen dazugehören. Gleichzeitig wollen wir besonders, einzigartig und individuell sein. Wir wollen auch einmal für uns sein und unsere Ruhe haben. Bindung gibt es nur um den Preis der Einschränkung von persönlicher Freiheit. Veränderung beeinträchtig die Sicherheit. Riemanns Leistung ist es, diese Widersprüchlichkeit, die unserem Glück im Wege steht, klar aufzuzeigen. Es ist unmöglich, alle Bedürfnisse gleichzeitig zu erfüllen, sondern es geht um ein stetiges Abwägen, Austarieren und um die goldene Mitte.

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Emotionale Intelligenz nach Mayer & Salovey

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Das Konzept der emotionalen Intelligenz wurde von John D. Mayer und Peter Salovey  im Jahr 1990 entwickelt und vom Psychologen und Autor Daniel Goleman in seinem Weltbestseller "EQ - Emotionale Intelligenz" bekannt gemacht. Es  beruht auf der Theorie der multiplen Intelligenzen von Howard Gardner und umfasst folgende Komponenten:

Im Metakompetenzmodell der Persönlichkeitsentwicklung beziehe ich mich im Bereich der sozialen Kompetenzen intensiv auf dieses Konzept. Der Fähigkeit zum Emotionsmanagement kommt als Grundlage des gesamten Konstrukts besondere Bedeutung zu, ohne ein Mindestmaß an Kompetenz in den ersten drei Punkten ist Persönlichkeitsentwicklung grundsätzlich nicht möglich. Gerade im Bereich der Führungskräfteentwicklung ist es oft nötig, auf dieser Ebene anzusetzen. Selbstverständlich sind hedonische Glücksmomente durch die Befriedigung grundlegender körperlicher Bedürfnisse auch mit einem Mangel an diesen Kompetenzen möglich, doch sowohl Glück durch die Kultivierung dieser, als auch höherer Bedürfnisse, angefangen mit sozialen Bedürfnisse, werden mit einer gestörten Emotionswahrnehmung oder -regulation wohl ziemlich problematisch werden. In diesem Sinne beschreibt die Theorie der emotionalen Intelligenz im Gegensatz zu den anderen hier vorgestellten, keine Bedürfnisse sondern Kompetenzen, die funktionale Strategien zur Bedürfnisbefriedigung unterstützen.