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Was ist denn genau Authentizität? Teil 2

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Teil2: Das was ankommt

In Teil 1 ging es darum zu überprüfen ob unsere Vorstellung von uns, sich auch mit unserem Verhalten deckt. Doch damit endet die Reise zur Authentizität nicht, es ist erst der Anfang. Für die Feuerprobe brauchen wir andere Menschen. Dem (reflektierten) Selbstbild stellen wir nun das Fremdbild gegenüber. Also das Bild das andere von uns haben. Wenn wir das in Bezug auf das Johari-Fenster setzen, erkunden wir nun unseren blinden Fleck, also das wo unsere Selbstreflexion an unsere Grenzen stößt.

Noch eine Anmerkung Authentizität bedeutet nur Übereinstimmung, somit nicht zwangsweise positiv bewertete Eigenschaften zu haben. Authentisch ist auch jemand der sich für böse hält, böse handelt und von anderen auch so wahrgenommen wird. Das trifft wie gesagt vermutlich auf die wenigsten zu. Die meisten von uns sind bemüht, ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten, wobei sich positiv auf den Besitz allgemein als positiv bewerteter Eigenschaften bezieht.

Das Fremdbild ist das, was bei anderen ankommt. Diese Prozesse verlaufen genauso wie wir in diesem Kurs das Verstehen beschreiben. Das was ankommt hat ganz viel mit den Personen zu tun, die dieses Bild konstruieren. So wie im Bereich der Kommunikation üblich, gibt auch hier die Bedeutung und Bewertung der Empfänger. Ich habe aber zahlreiche Möglichkeiten Einfluss auf diesen Konstruktionsprozess zu nehmen. Im Bereich des Impressionmanagements, oder des Selbstmarketings versuchen wir genau das, nämlich das Bild das andere von uns haben, zu beeinflussen. Wir wollen, beispielsweise dass uns unsere Vorgesetzten für kompetent, loyal und fleißig halten, damit wir befördert werden und vor allem Menschen die in der Öffentlichkeit stehen, also bei sehr vielen Eindrücke hinterlassen, ist das besonders relevant. Als soziale Wesen, ist es für uns überaus wichtig von anderen positiv wahrgenommen zu werden. Wir alle wollen gemocht werden oder respektiert, was keineswegs das gleiche ist, manchmal sich sogar ausschließt.

Wie erfahre ich nun wie andere über mich denken? Im Bereich der Politik erledigen diesen Job Meinungsforscher. Das Bild, das Personen in diesem Bereich versuchen zu kreieren ist aber ziemlich oberflächlich. Auch wenn wir es nur mit einzelnen Rollen zu tun haben, beispielsweise des Lehrers oder der Vorgesetzten zeigt das nur einen Ausschnitt. Neben den persönlichen Rahmenbedingungen für die Bedeutungsgebung ist die Verhaltensbeobachtung wohl das wichtigste Mittel sich eine Meinung über eine Person zu schaffen. Wenn sich das auf Menschen bezieht zu denen ich keinen persönlichen Zugang haben, ersetzen wir das durch die mediale Berichterstattung, was zu höchst fragwürdigen Urteilen führt.

Im persönlichen Bereich haben Menschen eben keinen Zugang zu unseren internen Prozessen. Sie sehen nicht, was unter der Wasseroberfläche im „Eisberg“ liegt. Sie sehen und hören nur, das was wir tun und sagen. Sie kenne oft weder die Ursachen, die Hintergründe noch die Begründungen. Sie interpretieren anhand ihrer persönlichen Werte und Erfahrungen. So entsteht ein Fremdbild. Ein Fremdbild ist nicht zwangsläufig wahrer als unser Selbstbild, aber es ist das was im sozialen Kontext wirkt. Es bestimmt wie die Person uns begegnet. Ob wir befördert werden oder nicht hat nichts mit unserer Kompetenz, Loyalität usw. zu tun, sondern nur damit wie diese von den relevanten Personen erlebt wird.

Es ist also sehr wichtig wie wir von anderen wahrgenommen werden. Wenn man das mit dem legendären Ausspruch von Abraham Lincoln kombiniert, der da lautet:

„Man kann das ganze Volk eine Zeit lang täuschen, und man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen, aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.“ dann sehen wir wie wichtig Authentizität ist, da es ziemlich mühsam ist dauernd ein falsches Fremdbild aufrecht zu erhalten.

Das was andere von uns denken, sollte möglichst mit unserem Handeln und dem übereinstimmen was wir selbst von uns denken. Dann sind wir „echt“. Dazu ist es unumgänglich, dass wir erfahren wie uns andere sehen. Eines der wichtigsten Mittel dazu ist das Feedback. Wir holen uns also aktiv Rückmeldungen über das ein was andere über uns denken. Der wohl häufigste Weg das zu tun (aber bei weitem nicht der einzige) ist es, die Personen zu fragen.

Hier möchte ich eine Übung empfehlen, die in analog in vielen Unternehmen eingesetzt wird unc wir hier für den privaten Gebrauch modifizieren: Das persönliche 360-Grad-Feedback.

Die Vorgehensweise ist denkbar einfach. Um herauszufinden was andere über uns denken, fragen wir sie einfach. Das ist der „Feedback“-Teil.

Der 360-Grad-Aspekt bedeutet „umfassend“. Wir fragen also nicht nur unsere besten Freunde, sondern Personen aus unterschiedlichen Kontexten und am Besten auch solche die wir vielleicht nicht zu unseren Freunden zählen, aber die so nett sind uns die Frage „Wie siehst du mich?“ möglichst ehrlich zu beantworten. Unsere Freunde haben naturgemäß ein besseres Bild von uns und es könnte etwas verzerrt sein. Außerdem könnten sie fürchten, die soziale Beziehung zu belasten. Gleichzeitig sind es wohl aber Menschen die uns besser kennen als andere.

Die Antwort auf diese Fragen, die sehr unterschiedlich formuliert sein können, ist übrigens nicht das was ich bin, sondern das was andere in mir sehen. Das ist ein wichtiger Unterschied.

Wenn die Antworten mit dem übereinstimmen, was ich von mir selber glaube, spricht das für einen hohen Grad an Authentizität. Das ist einmal soweit prinzipiell gut, ob es wirklich gut ist hängt davon ab wie mein Selbstbild aussieht, wie wir schon vorher besprochen haben.

Dabei geht es auch um eine Kongruenz mit meinem Ideal-Ich. Entspricht mein Selbstbild auch dem wer oder was ich sein will? Eine hohe Übereinstimmung dieser Vorstellung mit dem was ich von mir denke (Selbstbild) und dem was andere von mir sehen, Fremdbild, ist dann schon ein Zeichen einer sehr entwickelten Persönlichkeit.

Fassen wir also zusammen:

Wie beschriebe ich mich möglichst ehrlich und in unterschiedlichen Kontexten selbst?

Verhalte ich mich tatsächlich diesem Bild entsprechend?

Wie nehmen andere mein Verhalten wahr und welches Fremdbild haben sie von mir?

Inwieweit deckt sich das Selbst- und Fremdbild? Die Antwort auf diese Frage gibt Auskunft über meine Authentizität.

Entspricht das auch dem wer, was oder wie ich sein will?

Wenn ja herzlichen Glückwunsch!

und eine Warnung…dieser Prozess ist niemals abgeschlossen, sondern ein Lebensprojekt. Eines an dem es sich lohnt zu arbeiten.

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