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Wollen Sie weiser werden?

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Schaut man sich in unserer modernen Welt um, könnte man meinen, dass die Menschheit trotz immer mehr verfügbarer Information und damit trotz mehr verfügbarem Wissen zunehmend verblödet. Das liegt daran, dass viel Information noch lange nicht viel Wissen bedeutet, genauso wenig, wie eine hohe Intelligenz viel Bildung oder ein hohes Maß von Klugheit bedingen.

Benutzen wir die Metapher eines Formel 1- Boliden. Ein starker Motor ist wichtig, reicht aber alleine noch lange nicht, um ein überragendes Auto zu haben, und selbst wenn ein Team so einen Wagen konstruiert hat, bedarf es auch noch einer Person, die dieses Auto auch zum Sieg fahren kann.

Was zeichnet weise Menschen aus?

Die amerikanische Weisheitsforscherin Monika Ardelt stellt der kognitiven Seite von Weisheit, noch eine reflektive und eine affektive zur Seite. Sie beschreibt den kognitiven Aspekt als „tiefes und klares Verständnis des Lebens und der Wunsch nach Wahrheit, insbesondere in Bezug auf intra- und interpersonelle Themen“. Dazu gehört auch „ein Wissen und Akzeptanz der positiven und negativen Aspekte der menschlichen Natur, das Wissen über die Grenzen von Wissen und über die Unvorhersagbarkeit und die Unsicherheit des Lebens.“ Für die reflektive Komponente steht die Kompetenz der „Multiperspektivität“, also die Fähigkeit, Phänomene aus unterschiedlichen Blickpunkten betrachten zu können. Natürlich gehören auch alle Fähigkeiten des großen Bereichs der Selbstreflexionsfähigkeit dazu. In der affektiven Dimension finden wir Empathie, Mitgefühl und Liebe. Die deutschen Wissenschaftler Kai Baumann und Michael Linden fassen unterschiedliche Weisheitstheorien zusammen und unterscheiden 10 Weisheitskompetenzen:

  1. Perspektivenwechsel
  2. Empathiefähigkeit
  3. Emotionswahrnehmung- und Akzeptanz
  4. Serenität (heitere Gelassenheit)
  5. Fakten- und Problemlösewissen
  6. Kontextualismus
  7. Werterelativismus
  8. Nachhaltigkeitsorientierung
  9. Ungewissheitstoleranz
  10. Selbstdistanzierung und Anspruchsrelativierung


Ich persönlich würde diese Liste noch um Humor, die Fähigkeit mit Feedback umzugehen und die Selbstreflexionsfähigkeit ergänzen. Weise Menschen können also besser mit den komplexen Fragen des Lebens umgehen und sind daher auch glücklicher. Es ist das, was mit Lebenskunst beschrieben wird, der ars vivendi.

Ältere sind nicht (zwangsweise) weiser

Oft wird Weisheit auch mit höherem Alter assoziiert, doch hier zeigen wissenschaftliche Studien, dass diese Idee, nicht zutrifft. Selbstverständlich hat Weisheit etwas mit Lebenserfahrung zu tun. Doch es reicht nicht viele Erfahrungen gemacht zu haben (also alt zu sein), sondern es bedarf auch vieler unterschiedlicher und neuer Erfahrungen mit denen wir auf eine spezielle Art umgehen, sie also zu integrieren. Leider ist es oft so, dass wir mit zunehmendem Alter, nicht viele wirklich neue Erfahrungen machen, sondern oft immer die gleichen und noch dazu unerfreuliche. Das macht nicht weise, sondern nur frustriert.

Wie werden wir weise?

Wir brauchen im ersten Schritt neue Erfahrungen. Dazu gehören auch Krisen und unerfreuliche Lebensereignisse, auch wenn wir oft aus guten Gründen meinen, darauf gut und gerne verzichten zu können. Eine meist ziemlich erfreuliche Art neue Erfahrungen zu machen, ist es zu reisen. Dabei meine ich nicht irgendwelche Cluburlaube, gegen die natürlich auch nichts einzuwenden ist, sondern wirklich in Kontakt mit Menschen anderer Kulturen, Kulinarik, Sprachen und Weltanschauungen zu kommen. Die wichtigste Charaktereigenschaft, die Weisheitserwerb begünstigt, ist die Offenheit für neue Erfahrungen. Neues und Veränderung kann oft auch beängstigend sein. Wir verlassen ungern unsere Komfortzone. Das ist aber nötig um sich persönlich weiterzuentwickeln.

Coaches – Begleiter auf dem Weg zu Weisheit

Für viele Menschen sind die unfreiwilligen Veränderungen, die Krisen mit sich bringen, oft Wendepunkte im Leben und sie gehören leider zu unser aller Leben untrennbar dazu. Die Art wie wir mit diesen negativen Erfahrungen umgehen, wie wir sie integrieren, birgt immer auch die Möglichkeit uns persönlich zu entwickeln. Sich dabei von kompetenten Personen unterstützen zu lassen kann hier besonders wertvoll sein. Im besten Fall sind jene Menschen auf dem Weg zur Weisheit schon ein Stück weit gegangen. Die von Baumann und Linden beschriebenen Kompetenzen decken sich im Wesentlichen mit dem was man in Therapie und Beratung als „systemische Kompetenzen“ beschreibt und gehören zu guten Ausbildungen für Coaches und Therapeut:innen dazu. Im besten Fall sollten solche Personen also schon wenigstens ein bisschen weise sein. Sie können dann auch als persönliche Vorbilder genutzt werden, auch wenn man nie vergessen sollte, dass sie auch nur Menschen mit jeder Menge Fehler sind. Jedes gute Coaching und jede gute Therapie stärkt die genannten Weisheitskompetenzen. Insbesondere die Begleitung der negativen Lebensereignisse.

Eine kleine Übung um weiser zu werden

Wenn Sie sich also daran machen weiser zu werden, öffnen sie sich für neue Erfahrungen, reisen Sie und verlassen Sie einmal (oder öfter) ihre Komfortzone. Eine weitere Übung, die einige zusätzliche vorteilhafte Effekte mit sich bringt, ist die „Wahrheitsrelativierungsübung“. Suchen Sie sich ein Thema bei dem sie fest von einer Position überzeugt sind. Das können religiöse, politische, wissenschaftliche Überzeugungen sein. Jetzt nehmen Sie aktiv die Rolle einer (klugen) Person ein, die eine gegenteilige Auffassung vertritt. Argumentieren Sie ernsthaft und möglichst konsistent gegen ihre eigene Überzeugung. Wenn Sie das gut machen, werden Sie sehr schnell feststellen, dass das Thema viel differenzierter betrachtet werden kann, als Sie es bisher getan haben. Selbstverständlich kann man das auch durch eine ernsthafte Konversation mit einer anderen (klugen) Person erreichen. Mit etwas Übung werden Sie sehr schnell zahlreiche Weisheitskompetenzen stärken. Dann müssen Sie nur noch Mitgefühl mit all jenen entwickeln, die noch nicht so weit sind wie Sie selbst.

 

 

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