Warum haben wir so schlechte Führungskräfte?
Jedes Jahr misst das Beratungsunternehmen Gallup die durchschnittliche Arbeitszufriedenheit und das Ergebnis ist jedes Jahr erschütternd. Ursache für mangelnde Arbeitszufriedenheit und das Phänomen der „inneren Kündigung“ sind vor allem schlechte Führungskräfte.
Tatsächlich finden sich in machtvollen Positionen oft Personen mit sehr hohen Ausprägungen der Persönlichkeitseigenschaften, die man als „dunkle Tetrade“ bezeichnet. Diese setzt sich aus Narzissmus, Machiavellismus, Sadismus und Psychopathie zusammen. Alle diese Eigenschaften zeichnen sich vor allem durch einen Mangel an Empathie und die Schädigung der Umwelt aus. Wie kann es aber sein, dass gerade Menschen, die wir nach ökonomischen Maßstäben als „erfolgreich“ bezeichnen und die wir in den obersten Chefetagen in Politik und Wirtschaft finden, solche toxischen Persönlichkeiten sind?
Warum gibt es Menschen, die Macht rein um der Macht wegen suchen und wenn sie sie haben, diese missbrauchen? Natürlich gibt es dazu keine einfache und einzige Erklärung. Eine sehr wahrscheinliche ist aber, dass solche Menschen ein massives Defizit ihres Sicherheitsbedürfnisses dadurch kompensieren. Oft geht das mit der übertriebenen Darstellung von prestigeträchtigen Symbolen einher. Große Büros und teure Autos dienen der „Repräsentation“. Ein geringer und instabiler Selbstwert und damit verbunden ein Mangel an den emotionalen Basiskompetenzen, die ich in meinem Metakompetenzmodell beschreibe, vergiften das Leben dieser Menschen. In Wirklichkeit sollten wir diese Menschen bedauern, wäre da nicht der Schaden, den diese Personen in ihrem Umfeld, aber auch in unserer Gesellschaft anrichten. Glücklich kann man so nicht werden und man verhindert auch, dass viele andere glücklich werden. „Wenn ich es schon nicht sein kann, sollen es die anderen auch nicht sein!“ ist die Devise. Neben Empathie mangelt es auch an einem validen ethischen Kompass.
Der griechische Philosoph Epikur riet seinen Schülern im Angesicht solcher Politiker: „Lebe im Verborgenen“. Nun hat sich an der Qualität der Menschen, die Macht besitzen, offenbar in den über 2000 Jahren seit Epikur wenig geändert. Doch ist die Ataraxie, die Epikur empfiehlt, wirklich die einzige Antwort? Würden wir solche Personen nicht mehr wählen und in Unternehmen nicht mehr befördern, würden wir unseren Maßstab für Qualität von Führungskräften, ja Erfolg allgemein, endlich ändern und würden wir beginnen statt reiner Ausbildung auch echte Persönlichkeitsbildung zu betreiben, wäre uns allen besser gedient.
Wir alle können dabei schon einen Schritt setzen und bei uns selbst beginnen.